Die Abfahrt

Ausgangspunkt des Abenteuers ist der "Jaroslavskij Woksal" in Moskau, der über die Metro-Station "Komsomolskaja" gut zu erreichen ist. Hier sollte man sich vor Abfahrt des Zuges rechtzeitig einfinden – eine Stunde ist ausreichend.
Vielleicht wird Ihnen auffallen, dass die Uhren auf dem Vorplatz des Bahnhofes in der Regel die Ortszeit anzeigen. Die Uhren auf den Bahnsteigen hingegen zeigen die Moskauer Zeit an.

Bedenken Sie bitte, dass die Fernzüge der Transsib bis zu 500 m lang sind. Deshalb sollten Sie nicht darauf verzichten einen

Gepäckträger zu mieten. Gepäckträger finden sich auf jedem großen Bahnhof. Für ihre Dienste müssen Sie bis zu drei Euro in Rubel oder US-Dollar bezahlen (pro Gepäckstück). Eine Wartezeit wird übrigens nicht berechnet.
Sollten Sie Großgepäck (über 36 kg) mit sich führen, wird dieses zwangsweise – die Bahnpolizei steht am Aufgang des Bahnsteigs - gegen eine Zusatzberechnung in den Gepäckwaggon geladen.

Eine halbe Stunde vor Abfahrt können Sie beobachten, wie der Zug in den Bahnhof einfährt. Sie werden sehen, dass an jedem Waggon neben der Eingangstür eine große Nummer steht, die sich auch auf Ihrem Fahrschein wiederfindet. Sie gelangen nur in den Zug,

wenn die Nummer auf Ihrem Fahrschein mit der auf dem Waggon übereinstimmt. Ohne Reservierung darf niemand an Bord, auch wenn man Ihnen nur beim Gepäcktragen behilflich sein will. Die Schaffner, die sich energisch vor der Waggontür aufbauen, dulden keine Widerworte. Versuchen Sie es am besten erst gar nicht. Schließlich sind Sie ein paar Tage auf ihre Dienste angewiesen. Deshalb schadet es auch nicht, wenn Sie dem anfangs ziemlich reservierten Bahnpersonal eine kleine Aufmerksamkeit zuteil werden lassen (eventuell etwas Schokolade oder ein kleines Parfum).
Die Abfahrt des Zuges erfolgt nach einer kurzen russischen Ansage – nicht mehr und nicht weniger.

Die Waggons

Jeder Zug umfasst mindestens 7 und maximal 21 Waggons, wobei sich darunter immer ein Gepäck- und ein Speisewagen befindet. Waggons mit Zwei-Bett-Abteilen, meist ein oder zwei, befinden sich direkt hinter der Lok oder am Zugende. Allerdings führen die Regelzüge der Transsib meist Waggons mit Vier-Bett-Abteilen mit sich, die aus neun Abteilen pro Waggon bestehen.

Eine 1. Klasse gibt es in den Regelzügen der Transsib gewöhnlich nicht. Viele Einheimische fahren auch in einem Großraumwaggon mit 54 Betten ohne Abteile - auch Klasse "platzkartny" genannt.

Wenn Sie sich dennoch für eine Fahrkarte der Kategorie "platzkartny" entscheiden, sollten Sie unbedingt den Platz am Ende des Waggons meiden, der sich direkt neben der Tür befindet, die zum Vorraum führt. Hier sind nämlich Toilette, Mülleimer und Raucherecke ganz in der Nähe – wie Sie dann selber sehr bald feststellen würden. Neben verschiedensten unangenehmen Gerüchen hätten Sie dann auch mit lautstarkem Türenknallen von rücksichtslosen Passagieren zu kämpfen.

Zwei Schaffner pro Waggon werden Sie auf Ihrer Reise begleiten. Ihr Dienstabteil befindet sich am Waggonende. Die Schaffner sind für Ihre Sicherheit und die Sauberkeit des Waggons zuständig.

Desweiteren heizen sie, servieren Tee und kümmern sich allgemein um Ihr Wohlergehen. Da Sie eine Weile auf die Schaffner angewiesen sein werden, sollten Sie es sich nicht mit ihnen verscherzen.

An jedem Waggonende befindet sich ein Waschraum mit Toilette, welcher in der Regel zweimal am Tag gereinigt wird. Da die Waschbecken aus rostfreien Edelstahl bestehen, können sich Bakterien nicht sonderlich gut halten. Meist fehlt jedoch ein Stöpsel. Nehmen Sie deshalb einen von daheim mit. Auch kann ein kleiner Wasserschlauch (Durchmesser 1 cm) ganz nützlich sein, wenn Sie sich die Haare waschen wollen.

Da die Waggons klimatisiert sind, lassen sich die Fenster im Abteil nicht öffnen.

In den Abteilen selbst gibt es keinen Stromanschluss. Dafür stehen im Waschraum und davor jeweils eine Steckdose mit 110 oder 220 Volt zur Verfügung.

Das Rauchen ist in den Abteilen (und auch im Korridor) strikt verboten. Wenn Sie sich dennoch hinreißen lassen, wird der Rauchmelder zum Einsatz kommen. Am Ende des Waggons gibt es eine kleine Raucherecke. Meist darf man auch in dem Speisewagen seinem Laster nachkommen.

Gegenüber dem Dienstabteil befindet sich ein Heißwassergerät,. Links vom Dienstabteil könne Sie reines Trinkwasser beziehen. Auf andere Wasserquellen sollten Sie nicht zurückgreifen.

In der Mitte des Waggons hängt im Korridor ein Fahrplan des Zuges. Hier sind alle Haltebahnhöfe verzeichnet und auch die Ankunfts- und Abfahrtszeiten (in Moskauer Zeit).

Wenn Sie mit einem Kleinkind reisen oder selbst an Reiseübelkeit leiden, sollten Sie den letzten Waggon des Zuges meiden. Dieser hat die Angewohnheit ziemlich stark zu schaukeln und an Schienen- oder Weichenenden zu springen.

Jedes Abteil hat eine Nummerierung in römischen Zahlen, dazu die auf Ihrer Fahrkarte in lateinischen Zahlen vermerkten Bettplätze. Die Abteile sind alle gleich ausgestattet, wenn man von der Anzahl der Betten (zwei oder vier) einmal absieht. Die Stauräume für Ihr Gepäck befinden sich über der Tür und unter den Betten. Die unteren Betten lassen sich einige Zentimeter zur Abteilmitte hin ausziehen. Für jedes Bett ist eine Kleine Lampe vorgesehen, die sich individuell ein- und ausschalten lässt. Die Abteilbeleuchtung hat zwei Helligkeitsstufen und das Bordradio lässt sich durch einen an der Fensterfront versteckten Knopf regulieren. Die Klimaanlage arbeitet während der ganzen Zugfahrt. Natürlich können Sie das Abteil von innen verriegeln, was auch v.a. nachts empfehlenswert wäre.

Die Versorgung

In der Transsib müssen Sie keinen Hunger leiden. Wenn Sie jedoch nicht auf einige von Ihnen bevorzugte heimische Leckereien verzichten möchten, sollten Sie diese mit sich führen.

Sie können zu jeder Tageszeit (auch morgens) eine warme Mahlzeit im Speisewagen zu sich nehmen. Für eine Mahlzeit bezahlt man zwischen 6 und 8 Euro; ein Glas Tee kostet ca. 50 Cent.
Zu empfehlen sind v.a. die russischen Spezialitäten wie die leckeren Blinis, die mit den unterschiedlichsten Beilagen serviert werden.

Obwohl die Mahlzeiten sehr reichlich sind, fehlt es doch etwas an Abwechslung. Sobald Sie sich jedoch auf chinesischem Territorium befinden, wechselt der Speisewagen und somit auch die Küche: von nun an werden Ihnen chinesische Gerichte serviert. Jahreszeittypisches Obst, Kaffee, der obligatorische Tee (frisch und heiß aus dem Samowar), Softdrinks und alkoholische Getränke sind jederzeit verfügbar.

Wenn der Zug an einem der zahlreichen Bahnhöfe hält, haben Sie oft die Möglichkeit, bei den sich dort aufhaltenden Händlern Obst, Gemüse, frisches Brot oder kleine regionale Leckereien zu kaufen.

In der Regel wird die Abfahrt des Zuges nicht angekündigt – keine Lautsprecherdurchsage, kein Pfiff. Der Zug rollt einfach ganz langsam los.
Deshalb ist eine Uhr während des Einkaufens auf dem Bahnsteig unerlässlich, wenn man seinen Zug nicht verpassen will. Außerdem sollte man sich nicht nur nach dem im Wagon aushängenden Plan richten. Fragen sie lieber bei jedem Halt, wie viele Minuten der Zug halten wird.

Grundsätzlich gilt: Kein Speisewagen verlässt sein Heimatland.

Russischer Speisewagen

Fast alles wird frisch zubereitet.
Ein Standard-Speisewagen hat 48 Plätze und einen kleinen Verkaufskiosk.
Die Speisekarte gibt es in russischer und englischer Sprache.
Nur die ausgepreisten Gerichte sind erhältlich.
Das Frühstück wird zwischen 8 und 10 Uhr serviert.
Wenn die Gäste sympathisch sind, bleibt der Speisewagen auch nach der Öffnungszeit geöffnet.

Mongolischer Speisewagen

Der Speisewagen hat generell 32 Plätze.
Die Besatzung besteht aus zwei bis drei Personen, was sich negativ auf deren Geschwindigkeit auswirkt.
Die Speisekarte gibt es in mongolischer und englischer Sprache, wobei die Preise der letzteren um 50% höher sind.
Ein separater Tisch dient als Verkaufskiosk, wo man die unterschiedlichsten Sachen kaufen kann.
Bordwährung: US-Dollar und mongolische Tugrik. Keine Akzeptanz von Schecks und Kreditkarten.
Frühzeitiges Erscheinen ist ratsam.

Chinesischer Speisewagen

Der Speisewagen hat 44 bis 48 Sitzplätze.
Der Speisewagen ist meist von 6 bis 20 Uhr geöffnet.
Die Besatzung besteht aus vier bis fünf Personen, die außerordentlich flink sind. Die Speisekarte ist in englisch und chinesisch verfasst.
Bezahlt wird hauptsächlich in der Landeswährung Yuan.

Die Sicherheit

Kriminalität ist ohne Zweifel ein wichtiges Thema. Mit Tourismus verbundene Kriminalität findet sich aber hauptsächlich in Großstädten wie St. Petersburg und Moskau oder in Hafenstädten. Und selbst dort ist es nicht gefährlicher, als in anderen Metropolen der Welt. Leider tragen sensationsheischenden Medien nicht unbedingt zu einer Relativierung der Lage bei. Im Landesinneren, in ländlichen Gegenden und im Gebirge ist es im Prinzip ungefährlich.

Die Transsib ist grundsätzlich ein sehr sicheres Verkehrsmittel, wenn Sie allgemein gültige elementare Vorsichtmaßnahmen treffen. Im Klartext: Verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand – wie überall auf dieser Welt.

Wenn Sie dennoch aktuell informiert sein wollen, schauen Sie auf der Homepage des Auswärtigen Amtes vorbei. Dort erhalten Sie Informationen und amtliche Warnungen über den Sicherheitszustand.

Etikette an Bord

Die wichtigste Regel an Bord in gemischt belegten Abteilen: Die Männer haben kurz bevor die Nachtruhe anfängt das Abteil für 20 bis 30 min zu verlassen und dies deutlich anzukündigen.

Bevor Sie am Ende eines Bahnabschnittes den Zug verlassen, sollten Sie mit Ihrem Schaffner den von Ihnen verzehrten Tee und Kaffee abrechnen. Ein kleines Trinkgeld schadet nicht und ist durchaus erwünscht. Natürlich nur, wenn Sie mit dem gebotenen Service zufrieden waren.

Die Grenzübertritte

Russisch-chinesische Grenze (Zabaikalsk)
Auch wenn anderslautende Informationen kursieren: Alle Devisen, die man aus Russland ausführen will, müssen auf der Zollerklärung stehen, die man bei Einreise ausgefüllt hat und die vom Zöllner (bei der Einreise) abgestempelt sein muß.
Früher war für Nichtrussen das Ausführen von Rubeln aus Russland verboten. Mittlerweile verlangen die Zöllner jedoch, dass nicht deklarierte Devisen vor Ausreise in Rubel umgetauscht werden müssen. Bis zu 50.000 Rubel (ca. 1.700 EUR) können man ausführen.

Die Dauer der Passkontrolle dauert ca. eine halbe Stunde und findet im Abteil statt.
Für Europäer ist die Einfuhr von chinesischem Geld unter Strafe verboten.

Russisch-mongolische Grenze (Nauschki)
Ausfüllung von russischen Zolldeklarationen. Halten Sie hierfür gegebenenfalls die bei der Einreise nach Russland ausgefüllte russische Zolldeklaration bereit.
Einsammlung des Passes und Aufenthalt für eine Stunde.
Vor Abfahrt des Zuges werden die Pässe verteilt und die Zolldeklarationen (zwei Stück pro Person) eingesammelt.

Mongolisch-chinesische Grenze (Erlian)

Abhalten der selben Prozedur wie oben.
Ausnahme: Ausfüllen eines Gesundheitsfragebogens, bei dem Sie alles verneinen sollten, wenn Sie Probleme vermeiden möchten. Wir bemühen uns, aktuelle und vor allem auf praktischen Erfahrungen beruhende Informationen zur Verfügung zu stellen. Dennoch können wir für die hier gemachten Angaben keine Gewähr übernehmen, wofür wir um Verständnis bitten. Für verbindliche Auskünfte wenden Sie sich bitte an die jeweiligen diplomatischen Vertretungen (auch wenn dies nicht immer ganz einfach ist).

Nützliche Hinweise

Die Zugabfahrt erfolgt meist ohne weitere Ankündigungen.
Je niedriger die Zugnummer, umso besser die Zugqualität. Seit einigen Jahren in Folge ist der Zug Nr. 10 bzw. Nr. 9 (in umgekehrter Richtung) "Baikal" von Moskau nach Irkutsk der beste aller Züge auf der Strecke der Transsib.
Alkohol (Bier ausgenommen), der als solcher eindeutig zu identifizieren ist, sollte nicht offensichtlich im Abteil stehen.

Die Bettwäsche (Laken, Bettbezug und kleines Handtuch) kostet 1,50 Euro und wird beim Schaffner bezahlt.
Die Bezahlung in den russischen Zügen (Regelzüge) erfolgt ausnahmslos in Rubel. In mongolischen Zügen zahlt man meist in US-Dollar, in China mit der Landeswährung Yuan.
Formelle Kleidung während der Zugfahrt ist unangebracht. Ein dunkler Jogginganzug ist vollkommen ausreichend und dazu noch sehr bequem und praktisch.

In Großstädten wie Moskau, Irkutsk oder Novosibirsk steht einer Nutzung des Mobiltelefons meist nicht im Wege. In weitläufigen Landstrichen wie Taiga und Tundra herrscht hingegen absolute Funkstille.
Während des Aufenthalts auf einem Bahnhof werden die Toiletten abgeschlossen und sind somit nicht benutzbar.
Das Rauchen in den Abteilen und im Korridor ist strikt verboten.
Nehmen Sie zwei Uhren mit: Eine Uhr sollte Moskauer Zeit, die andere Uhr Ortszeit anzeigen. So vermeiden Sie eine sonst obligatorische Verwirrung, da alle Abfahrtzeiten generell immer in Moskauer Zeit angegeben werden.